Einleitung

Wurzeln

Die Wurzeln unserer Sprache wie die unseres Dialekts gehen weit in die Vergangenheit zurück. Ganz am Anfang steht das uralte Sanskrit, auf dessen Grundlage sich auf dem Weg nach Westen die ganze Palette der indogermanischen Sprachen entwickelt hat. Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. findet sich im Gebiet von unterer Elbe und Oder bis Skandinavien ein Kulturkreis, in dem Trichterbecher- bzw. Megalithgräberkultur und Streitaxt- bzw. Bandkeramikerkultur ver¬schmolzen sind. Diesem Kreis rechnet man die Germanen zu. Vermutlich überlagerten die Streitaxtleute, denen man die idg. Sprache zuschreibt, die ältere Megalithkultur, die wohl nicht idg. war. Infolge dessen lässt sich im germanischen Grundwortschatz ein nennenswerter Anteil von Wörtern nicht-indogermanischen Ursprungs finden. Weitere sprachliche Wechselbeziehungen ergaben sich zu den Kelten in Westeuropa.

Aus dieser frühen Zeit ist nichts Schriftliches überliefert. Der Stand der Sprache lässt sich nur rückschließen. Die ersten schriftlichen Informationen über die Germanen und ihre gemeingermanische Sprache um die Zeitenwende stammen von den Römern. Bis dahin hatten sich die Rheingermanen an Weser und Rhein schon bis in unsere Breiten vorangearbeitet. Ihre Sprache und die lateinische befruchten sich gegenseitig. So kommen von Süden neben dem Wein, dem Keller und der Kelter auch die passenden Worte.

Seit dem 8. Jh., nach dem Ende der Völkerwanderung, taucht bei den Weser-Rheingermanen, den späteren Franken und Hessen, das Althochdeutsche auf. Es dauert aber lange, bis sich sprachlich eine Einheit entwickelt und die Bewohner verschiedener Landesteile einander verstehen. Einstweilen muss, allerdings praktisch nur für Kirche und Wissenschaft, Mittellatein (später abfällig Küchenlatein genannt) für die überregionale Verständigung genügen. Allmählich entwickelt sich auch der Übergang zur Schriftlichkeit. Zum Ältesten, was insoweit überliefert ist, gehören Orts-, Flur- und Personennamen; im rheinfränkischen Gebiet religiöse Texte aus Mainz, Worms, Lorsch und Speyer. Die frühmittelalterliche Klosterkultur bringt zahlreiche Lehnwörter aus dem Lateinischen ins Deutsche.

Auch im Mittelhochdeutschen, das uns ab dem 11. Jh. begegnet, gibt es noch keine einheitlich gesprochene oder geschriebene Sprache. Die regionalen „Lantsprachen“ herrschen vor. Dabei bezeichnet der Wortteil „hoch“ keine Hoch- oder Schriftsprache, sondern regional den Unterschied zum Niederdeutschen. Haupt-Schriftsprache ist immer noch das Latein.

Das ändert sich Mitte des 13. Jh. mit dem Ende des Stauferreichs. Territorialstaaten und Städte werden stärker. Ihre dezentrale Verwaltung und der zunehmende Handel benötigen viel Schriftliches, das auf dem im 14. Jh. eingeführten Papier viel billiger als auf Pergament niedergelegt werden kann, und zwar immer mehr auf deutsch. Gleichzeitig kommt es über das hohe Ansehen des französischen Rittertums zur Aufnahme zahlreicher französischer Lehnwörter.

Um diese Zeit und auf Basis des Mittelhochdeutschen entwickelt sich auch das Jiddisch. Juden waren insbesondere seit der Vertreibung aus Palästina über das Gebiet des ehemals römischen Reichs verstreut und eigneten sich für den Alltag die regional vorherrschenden Sprachen an. Speyer, Worms und Mainz, die sogenannten Schum-Städte, waren Kernbereich jüdischen Lebens im Mittelalter. Schum ist gebildet aus den hebr. Anfangsbuchstaben Sch(in) für Speyer, W(aw) für Worms und M(em) für Mainz. Jiddisch wirkt vor allem über das Rotwelsch auf die deutsche Sprache zurück.

In den folgenden 400 Jahren entwickelt sich einerseits aus den dialektal beeinflussten Schreibsprachen auf dem Weg über das so genannte Frühneuhochdeutsch die neuhochdeutsche Schriftsprache, die auch zur gesprochenen nhd. Standardsprache wird. Dabei spielt im 16. Jh. Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung und anderen wichtigen Schriften eine entscheidende Rolle.  Andererseits setzen sich die regionalen „Lantsprachen“ unter ständiger gegenseitiger Beeinflussung sowohl untereinander wie mit der Schriftsprache bis zu den heutigen Regionaldialekten fort.

Französisch wirkt durch das Gewicht der französischen Kultur gegenüber den deutschen Kleinstaaten und durch die Zuwanderung der Hugenotten weiter auf die deutsche Sprache ein. Infolge kriegerischer Ereignisse ist unsere Region einige Male besonders betroffen. Das beginnt mit dem pfälzischen  Erbfolgekrieg 1689 (Ludwig XIV) und geht über die Revolutionszeit nach 1789 und Napoleon bis 1814 bis zu den Besatzungszeiten nach den beiden Weltkriegen.

Es kann also kaum verwundern, dass all diese Einflüsse in der Standardsprache wie im Dialekt bis heute spürbar sind. Lediglich das Englische hat vor dem 18. Jh. kaum eine Rolle gespielt. Es ist daher in der Hochsprache „stecken geblieben“ und taucht im Dialekt kaum auf.